Trier, Augusta Treverorum, ist nach dem keltischen Stamm benannt, der im Gebiet der heutigen Länder Belgien, Frankreich, Luxemburg und Deutschland siedelte. Mit der Stadt, die im 3. Jh. n. Chr. zur Kaiserresidenz erhoben wurde, waren zahlreiche kleinere Städte und Dörfer über ein weitverzweigtes Straßennetz verbunden. Teils wurden diese Straßen im Zuge der Eroberung Galliens durch die Römer im 1. Jh. v. Chr. und den Folgejahrzehnten neu installiert, teils wurde das bereits vorhandene Straßennetz ausgebaut. Über diese Straßen, ihre Nutzung und Geschichte bis zum heutigen Tag kann grundlegende Einsicht in Entwicklungen im Bereich der Verfassungs-, Rechts- und Verwaltungsgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte wie auch der Militärgeschichte gewonnen werden. Im 2. Jh. n. Chr. umfaßte das gesamte Straßennetz des Imperium Romanum bereits ca. 54.000-67.500 römische Meilen, also ca. 80.-100.000 km. Charakteristika einer Römerstraße – auch im Trierer Umland – sind die Geradlinigkeit ihres Verlaufs, die Meisterung des Geländes durch „Kunstbauten“ wie Brücken oder Tunnel sowie die Markierung der Trasse mit den antiken Verkehrsschildern, den Meilensteinen.
(Abb. 1) Aufbau einer Römerstraße Zeichnung nach Werner Heinz, Reisewege der Antike. Unterwegs im Römischen Reich (Stuttgart 2003), 43
Zum Aufbau der Römerstraße (Abb. 1) gehört eine Fundamentierung aus gröberen Steinen, genannt statumen. Es folgt die ruderatio oder der rudus, die aus größerem, bisweilen im Mörtelverband verlegtem Material besteht. Darauf wiederum ist der nucleus, die Feinschüttung aus Kies, aufgebracht, die mit dem summum dorsum als oberster Schicht abschließt, auch pavimentum, gestampfte Schicht, genannt. Vergleicht man den Aufbau römischer und moderner Straßen, so zeigen sich zahlreiche Ähnlichkeiten: Zunächst wurde die Fläche gerodet. Zur Frostsicherung erfolgte dann ein Auskoffern für den Unterbau. Dieser bestand unten aus groben, nach oben hin aus zunehmend feineren Schichten. Der Unterbau wurde zur Erhöhung der Tragfähigkeit verdichtet und mit einem strapazierfähigen Belag versehen. Der Straßenrücken war gewölbt, damit Regen- oder Tauwasser in einen oder zwei seitliche Gräben abfließen konnte. Dies kann sich heute noch als Bewuchsmerkmal in der Landschaft abzeichnen: So ist der Bewuchs auf dem ausgekofferten, mit Steinen befestigten Abschnitt karg, während sich in den Gräben feuchtes Material ansammelte, was den Bewuchs prächtig gedeihen läßt – ein Befund, der sich im Luftbild abzeichnen kann.
Für die Erforschung der Römerstraßen bietet die Befliegung mit Drohnen die hervorragende Möglichkeit, zum einen den mit bloßem Auge oft kaum noch wahrnehmbaren Befund zu identifizieren, zum anderen kann der Befund zerstörungsfrei dokumentiert werden – denn eine Ausgrabung ist immer mit einer gewissen Zerstörung verbunden. Im Beispiel sind zwei Streckenabschnitte der Römerstraße von Trier nach Tholey (Lkr. St. Wendel) bei Pellingen (Kr. Trier-Saarburg) zu sehen, die dank GEOCOPTIX im Luftbild dokumentiert werden konnten.
Die Römerstraße führt vom Tempelbezirk im Trierer Altbachtal durch den Mattheiser Wald und verläuft dann östlich der B 268 über die Flur „Murtenstücker“ auf Konz-Obermenniger Bann (Abb. 3). Dann führt die Straße zum Pellinger Dreikopf. Die Drohnenbefliegung der Firma GEOCOPTIX konnte auch hier den Nachweis der Römerstraße im Luftbild erbringen, selbst wenn vor Ort vom Befund nichts mehr zu erkennen ist. Die Römerstraße verläuft dann von oberhalb Steinbachweiher durch Zerf-Frommersbach hinein in den Hochwald Richtung Weiskirchen.
(Abb. 3) Römerstraße in der Nähe des Pellinger Dreikopf (links) und die Römerstraße östlich der B 268 über die Flur „Murtenstücker“ auf Konz-Obermenniger Bann (rechts)
Aufgrund ihrer Eigenheit, sich durch die Landschaft zu ziehen, sind Römerstraßen gefährdete Bodendenkmäler. Durch Landwirtschaft und Baumaßnahmen, insbesondere in Waldbereichen, wird der archäologische Befund in Mitleidenschaft gezogen, wenn nicht gar völlig zerstört. Deshalb ist die Straßenforschung – verbunden mit der Erforschung mittels Luftbildern – von grundlegender Bedeutung, denn nur so können zumindest Abschnitte von über 2000 Jahre alten Kulturdenkmälern für kommende Generationen identifiziert und erhalten werden.